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TILISCOS KOLUMNE – Verpackungssteuer? Plastiksteuer? Ja, bitte!


Verpackungssteuer? Plastiksteuer? Ja, bitte!

WAS? Den Aufschrei der Lobbyverbände, Verpackungshersteller und auch der Abfüller hören wir laut und deutlich. Aber, was nichts kostet, ist nichts wert. Und genau darum geht es: den Verpackungen einen Wert zu geben.

 

 

Und zwar einen Wert, der über die Einkaufs- die Herstellungs- und die Entsorgungskosten hinaus geht. Denn nur, wenn eine gebrauchte Verpackung nicht Abfall, sondern Wertstoff ist, lohnt es sich, dieses Material zu sammeln, zu sortieren und einer hochwertigen Wiederverwendung zuzuführen. Stichwort: Kreislaufwirtschaft. Leicht nachvollziehbar ist dieses System bei hochwertigen Funktionsmaterialien, wie Edelmetalle und seltene Erden, die etwa in Mobiltelefonen oder in medizinischen Geräten verbaut sind. Je höher der Wert, desto höher darf auch der Aufwand für die Rückgewinnung sein. Und genau da liegt das Problem. Die meisten Verpackungen sind, gemessen an den umfassenden und ausgezeichneten Leistungen, die sie zum Schutz, zur Lagerung, zur Logistik und zur Verkaufsfähigkeit von Produkten beitragen, viel zu günstig. Es besteht kein Anreiz, das eingesetzte Material in qualitativ guter Form zurückzugewinnen. Die Verwendung von Primärmaterial ist deutlich günstiger als die Wiederaufbereitung von sogenanntem Post Consumer Rezyklat aus dem gelben Sack.

 

Aus technischer Sicht übrigens, ist es ohne weiteres möglich, die verschiedenen Fraktionen und Materialien aus dem gelben Sack, aus einer Bio- oder Papiertonne und selbst aus einer grauen Restmülltonne sortenrein zu sortieren. Aber dafür sind zum Teil hohe Investitionen in die Technik sowie zusätzliche Prozessschritte notwendig, die natürlich Geld kosten. Hätte das Verpackungsmaterial einen höheren Wert, wäre der Anreiz solche Prozesse zu initiieren gegeben.

 

Wussten Sie, dass Mineralöl nicht besteuert wird, wenn daraus Kerosin oder Kunststoff hergestellt wird? Dabei eröffnet eine Steuer eine Vielzahl von Lenkungsmöglichkeiten, z.B. Vergünstigungen für den Einsatz von sehr gut recycelfähigen Verpackungen, den Einsatz von Rezyklaten oder von Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, egal ob daraus ein Polymer oder ein Fasermaterial wird. Die Steuereinnahmen sollten zweckgebunden in die Forschung und Weiterentwicklung von Technologien für die Sammlung, Sortierung, und Aufbereitung sowie für alternative Materialien fließen. Eine europaweite Gültigkeit ist obligatorisch, denn das schafft ausgeglichene Bedingungen und ermöglicht es den Ländern der EU, wie z.B. Spanien oder Frankreich, die keine oder nur unterentwickelte Recyclingkapazitäten haben, zu investieren.

 

„Aus den Augen, aus dem Sinn“, darf für Verpackungen nicht mehr gelten, vielmehr muss die erweiterte Produktverantwortung endlich ernst genommen werden.

 

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TILISCOS Kolumne im PackReport 04/2020
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