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TILISCOS KOLUMNE – Die Mär vom chemischen Recycling


Die Mär vom chemischen Recycling

Nur, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Nicht das chemische Recycling, das es in Form der Pyrolyse ja schon seit Jahrzehnten gibt, ist das Märchen, sondern der Umstand, dass es als ein Bestandteil der Kreislaufwirtschaft dargestellt wird, was es definitiv nicht ist.

Es gibt keinen geschlossenen Kreislauf für das chemische Recycling. Weder der gebrauchte Kunststoff, der im Pyrolyseverfahren erneut zu einem Polymer wird, noch eben dieses wiedergewonnene Material, das wieder in die Sammel- und Sortiersysteme überführt wird, befinden sich in einem Kreislauf. Der Benchmark eines geschlossenen Kunststoffkreislaufs muss an dieser Stelle der Lebensweg der PET Einweggetränkeflasche sein, mit den Stationen: sortenreine Sammlung, mechanisches Recycling, erneute Herstellung einer PET Getränkeflasche, Konsum und wieder von vorne.

Der Anteil Rezyklat beim chemischen Recycling wird über die Massenbilanzierung bestimmt. Das bedeutet, es reicht der Nachweis, dass im gesamten großtechnischen Kunststoffherstellungsprozess, zusätzlich zur fossilen Neuware, ein bestimmter Anteil Pyrolyseöl aus dem chemischen Recycling hinzugefügt wurde. Dabei handelt es sich um einen rein rechnerischen Wert und bedeutet, dass im konkreten Produkt, bspw. in der Folie nicht ein einziges Molekül aus einem bereits einmal eingesetzten Kunststoff vorhanden sein muss.

Längst haben einige Marken erkannt, dass sich Produkte mit Nachhaltigkeitsbotschaften, wie „Wir nutzen innovative Recyclingtechnologie“ und viel grüner Farbe viel besser verkaufen lassen. Das und gesetzlich geforderte Quoten treiben die Nachfrage nach Altkunststoffen in sortenreiner Sortierqualität in die Höhe. Und genau dieses Material wird auch für das chemische Verfahren benötigt. Beide Recyclingmethoden sind Konkurrenten im Wettlauf um immer knappere Mengen hochwertigen Inputmaterials.

Weder innovativ noch echt kreislauffähig und auch nicht günstiger, denn auch für den chemischen Prozess muss das Material aufwendig dekontaminiert und gewaschen werden und stellt damit keine Ergänzung zum mechanischen Recycling, wie gerne dargestellt wird, sondern einen Wettbewerb dar. Am Ende wird der Markt entscheiden, was sich dauerhaft durchsetzt. 

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TILISCOS Kolumne im PackReport 09/2021
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