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TILISCOS KOLUMNE – Bei wagen Werten - besser keine Werte wagen


Bei vagen Werten - besser keine Werte wagen

Hier geht es nicht um die inneren Werte. Das, was zählt, sind ausschließlich die äußeren und davon gibt es jede Menge, mit sehr viel Interpretations- und Auslegungsspielraum. Schönrechnen, bis das Ergebnis passt, ist möglich. Bei zu vielen Annahmen jedoch, sollten sie besser nicht ausgewiesen werden.

Es geht um CO2 Werte. Sie kommen als Fußabdruck, klimafreundlich, Null-Emissionen oder neuerdings sogar als klimaneutralisiert daher und suggerieren mit diesen Bezeichnungen, dass es gar keine Treibhausgas Emissionen gäbe. Das Gegenteil ist der Fall. Essenzieller Teil einer transparenten und glaubwürdigen Klimaschutzstrategie eines Unternehmens müssen massive Einsparungen und realistische Kompensationen sein. Das ist jedoch nur möglich, wenn die CO2 Äquivalenz-Werte -hier gehören noch viele weitere Treibhausgase wie Methan oder Lachgas dazu- z.B. gemäß standardisierter Methode des Greenhouse Gas Protokolls ermittelt werden. Dessen Kernelement ist die Unterteilung der Emissionen in drei Kategorien, Scope 1, 2 und 3. Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen, die sich aus den Tätigkeiten einer Organisation ergeben. Scope 2 beschreibt alle indirekten Emissionen, die dazu gekauft und verbraucht werden, z.B. Strom. Unter Scope 3 fallen alle anderen indirekten Emissionen, die sich aus den Tätigkeiten des Unternehmens ergeben und aus Quellen stammen, die nicht unter der Kontrolle des Unternehmens sind. Hierunter fallen bspw. die Verpackungen, die entsprechend der Herstellung, des Einsatzes sowie der Entsorgung bewertet werden müssen.

Dass die zahlreichen Berechnungstools, teils speziell angepriesen für Verpackungen, nicht so schnelle und einfache Ergebnisse liefern, zeigt sich im Haftungsausschluss, wo explizit von einer Nutzung der Daten für Kommunikationszwecke abgeraten wird.

Das ist auch gut, denn die Fehlerquote ist sehr hoch, wenn zu entscheiden ist, zu wieviel Prozent eine Verpackung anteilig recyclingfähig oder biobasiert sein kann oder ob der kommunale Entsorger die Verpackung überwiegend als Ersatzbrennstoff einer thermischen Verwertung zuführt und somit eine üppige CO2 Gutschrift erfolgt, weil keine fossilen Primärrohstoffe für die Energiegewinnung eingesetzt wurden oder ob das Material im werkstofflichen Kreislauf bleibt und weniger CO2 Guthaben erhält.

Für aussagekräftige Werte, um ehrliche Zahlen und keine schön gerechneten Phantasieangaben zu kommunizieren, muss eine Ökobilanz bemüht werden. Innerhalb fester Bilanzgrenzen und mit konkretem Bezugsobjekt werden umfassendere ökologische Wirkungskategorien berücksichtigt. Dann werden aus vagen Werten, wertvolle Daten.

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TILISCOS Kolumne im PackReport 10/2021
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