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TILISCOS KOLUMNE – Trau, schau, wem! Diesmal die Kunststofffolie


Trau, schau, wem! Diesmal die Kunststofffolie

Liebe Abfüller, Abpacker und Markenartikler, wann haben ihre Verpackungsingenieure das letzte Mal in die Spezifikation ihrer Folienlieferanten geschaut?

 

 

Mögliche Antworten: Wir haben gar keine Verpackungsingenieure. Schon lange nicht mehr. Täglich! Was ist eine Spezifikation?

 

Zu jedem Material, das zu einer Verpackung verarbeitet wird, sollte eine umfangreiche Spezifikation vorliegen. In der Folienindustrie finden sich darin üblicherweise Angaben über die Zusammensetzung, das Gewicht und die Funktionswerte der speziellen Folie, aber auch die Laufmeter, die Breite der Rolle und der Durchmesser des Rollenkerns.

 

Diese Werte dienen als Liefergrundlage und sind auch die Basis für die Preise. Dabei werden seit Jahrzehnten unverändert Toleranzen von +/- zehn Prozent angegeben. Obwohl doch die Industrie heutzutage technisch in der Lage ist, viel genauere Fertigungswerte einzuhalten. Kleiner Tipp: Abfüller und Abpacker sollten sich mal die Mühe machen und die Laufmeter der Rollen bei der Fertigung messen. Und zwar nicht nur stichprobenmäßig. Siehe da, die untere Toleranzgrenze wird gerne ausgiebig ausgeschöpft und das heißt, weniger Verpackungen und höhere Stückkosten.

 

Auffällig ist auch, dass je nach Größe oder Umsatz des Kunden, unterschiedliche Spezifikationen ausgegeben werden und nur vereinzelt Folienlieferanten vermerken, dass sich die Werte ausschließlich auf die unverformte Folie beziehen. Warum ist das wichtig? Beim Tiefziehen wird der Kunststoff durch Erwärmung so zum Fließen gebracht, dass er sich z.B. durch Druckluft oder ein Vakuum verformen lässt. Dadurch verändert sich die Folienstärke, insbesondere an den Formecken und unter Umständen gelten dann die ausgewiesenen Werte, bspw. für Barrieren an diesen Stellen nicht mehr. Wenn also in einem Fleischtray entlang der Bodenkanten permanent geringere Barrierewerte herrschen als in der Fläche und das Produkt trotzdem das Frischedatum hält, könnte eine Überprüfung der Folienstärke sowie der Barriere mit dem Ziel der Reduktion sinnvoll sein.

 

In die Spezifikation gehört unbedingt, dass sich eine Aussage hinsichtlich der Recyclingfähigkeit nur auf das Halbzeug bezieht. Nur zu oft wird mit der sehr guten Recyclingfähigkeit der transparenten, unbedruckten Folie geworben. Dabei wird die Recyclingfähigkeit immer an der verkehrsfähigen Verpackung als Ganzes bemessen. D.h. Komponenten wie Druckfarben, Etiketten, Klebstoffe usw. werden vom Wertstoffgehalt abgezogen und können den Wert der Recyclingfähigkeit deutlich senken.

 

Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist es nicht verkehrt, sich ab und zu mal kritisch mit seinen Verpackungsspezifikationen auseinanderzusetzen.

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TILISCOS Kolumne im PackReport 05/2021
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