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TILISCO Info-Letter: September 2021

Neuer Mindeststandard 2021 und Zertifikate zur Bemessung der Recyclingfähigkeit

Es gilt die Verpackung als Ganzes

Auch im gerade veröffentlichten aktualisierten Mindeststandard 2021 bezieht sich die Bemessung der Recyclingfähigkeit nach §21 auf die unbefüllte Verpackung als Ganzes, inklusive aller zugehörigen Verpackungskomponenten wie Etiketten, Siegelfolien, Deckel oder Verschlüsse, Klebstoffapplikationen etc. Und weiter: Eine Bemessung der Recyclingfähigkeit auf Basis einzelner Verpackungskomponenten infolge einer theoretischen Zerlegung der Verpackung ist unzulässig. Warum ist das so wichtig? Weil es bedeutet, dass Zertifikate oder Siegel, die für sogenannte Halbzeuge, wie unbedruckte und unverarbeitete Laufmeter Folien oder Papierbahnen erstellt wurden, keine Aussagekraft hinsichtlich der Recyclingfähigkeit für die gesamte Verpackung haben.
Die transparente, unbedruckte Folie ist mit Sicherheit sehr gut recyclingfähig, wenn daraus aber ein mehrfach bedruckter, mit Siegellack veredelter und mit einem großen Papieretikett verschlossener Beutel wird, verschlechtert sich der Wert der Recyclingfähigkeit, da alle vorgenannten Maßnahmen als Störstoffe zum Abzug und gebracht werden. Es ist der Inverkehrbringer der Verpackung, der für die Lizenzierung und die Bewertung der Recyclingfähigkeit verantwortlich ist. Zertifikate, ob zur Recyclingfähigkeit oder zur Kompostierbarkeit, die der Lieferant über sein Rohmaterial vorlegt, kann der Inverkehrbringer einer verkehrsfähigen Verpackung nicht einfach eins zu eins übernehmen.

GVM Papierstudie - Der Wert von Studien und Statistiken

Kennen Sie die Unstatistik des Monats? Bereits seit 2012 hinterfragen Monat für Monat ein Psychologe, ein Statistiker und ein Ökonom populär publizierte Zahlen sowie deren Interpretation. Es ist sehr spannend zu sehen, dass die Zahlenbasis oft gar nicht als Grundlage für die Schlagzeile dienen kann, die daraus generiert wird.
Viel zu oft wird ein falscher Zusammenhang zwischen Korrelation und Kausalität hergestellt. Zitat aus der Unstatistik des Monats Juni: „Dass eine Coronainfektion bei Menschen mit einer pflanzenbasierten Ernährung mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit einen schweren Verlauf nimmt, heißt nicht, dass die Ernährung die Ursache für einen milderen Krankheitsverlauf sein muss. So wie es die Überschrift: „Studie: Ernährung beeinflusst Verlauf von COVID-19“ im „Deutschen Ärzteblatt“ suggeriert.“Hier nachlesen:

 

 


Einem ähnlich grundlegenden Interpretationsirrtum ist die GVM Studie zur „Substitution von Kunststoffverpackungen durch papierbasierte Verbunde“ aufgesessen. Unter der Schlagzeile „Papierverbunde sabotieren Kreislaufwirtschaft“ hat die vom Industrieverband Kunststoffverpackungen (IK) in Auftrag gegebene Studie unter anderem herausgefunden, dass Papierverbunde Probleme beim Recycling verursachen.
Anhand konkreter Verpackungsbeispiele werden die Kunststoffversion und die papierbasierte Verpackung gegenübergestellt und bezüglich des Gewichts und der Recyclingfähigkeit verglichen.

Unsere Kritik: Entgegen den Angaben in der Studie sind viele dieser Kunststoffverpackungen niemals zu 100% und manche sogar gar nicht recyclingfähig. Weiterhin: Die Angabe des Gewichts der einzelnen Packmittel ist ein absoluter Wert und bezieht sich nicht auf die Menge des verpackten Produkts, so dass eine echte Vergleichbarkeit nicht gegeben ist. Hinzu kommt, dass die gute Recyclingfähigkeit nur ein Aspekt der Nachhaltigkeit ist, ebenso wichtig, und auch im Gesetz verankert, ist die Forderung nach einem vermehrten Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen. Der größte Kritikpunkt allerdings ist die Verhältnismäßigkeit. Gerade mal 3,8% der Kunststoffverpackungen könnten bis 2025 substituiert werden, bei einer Gesamtproduktionsmenge von ca. 1,6 Mio. t Kunststoff und einer gleichzeitig prognostizierten Wachstumsrate von jährlich 5,5%, mutet diese Bedrohung nicht wie eine echte Sabotage an.
Sowohl im Kunststoff-, als auch im Papiermaterial stecken große Optimierungs- und Nachhaltigkeitspotentiale, die gilt es zu heben und nicht auf einer dünnen Faktenbasis einseitiges Bashing betreiben, das man gegen die eigene Industrie ja auch beklagt.

TILISCO ist Aussteller auf der FachPack - Halle 4 Stand 4-271

In wenigen Wochen geht es los! Sichern Sie sich Ihre kostenfreie Eintrittskarte und besuchen Sie uns auf unserem Messestand in Halle 4 am Stand 4-271.
 
TechBox: 28.09. von 12:00 - 13:00 Uhr
Hier bestreiten wir das Thema: "Ein Herz und eine Seele? Vereint die nachhaltige Verpackung doch noch die gegensätzlichen Pole von Marketing und Technik?“
Unsere Diskussionsgäste sind Christoph Heller vom Dualen System Zentek, Prof. Sven Sängerlaub von der Hochschule München und Dr. Stefan Biel, Director Innovations einer internationalen Marke. Wir versprechen Ihnen eine kurzweilige Mittagspause!