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Pouch Konferenz – eine erkenntnisreiche Nachlese


Pouch Konferenz - eine erkenntnisreiche Nachlese

„Ökonomisch und Ökologisch“ Unter diesem Motto fand die 6. Europäische Pouch Konferenz in Berlin statt. Dass diese Aussage nicht die ganze Wahrheit, sondern zum Teil sogar geschwindelt ist, zeigt der folgende Teilnehmerbericht.

TILISCO war einer der gut 140 Teilnehmer, die sich im Steigenberger Hotel mit Blick auf das Kanzleramt zusammengefunden hatten. Die Konferenzbesucher kamen aus verschiedenen europäischen Ländern, der Deutsch sprechende Teil, war zwar in der Mehrheit, aber die auf Deutsch und Englisch vorgetragenen Präsentationen wurden alle simultan übersetzt. Eingefunden hatten sich Fachleute, vor allem aus den technischen Bereichen, von der Material- und der Folienherstellung, bis hin zum Maschinenbau. Vereinzelt wurden auch Vertreter von Markenartiklern gesichtet.

 

Karsten Schröder von Innoform Coaching GbR moderiert die 6. Pouch Konferenz in Berlin
Karsten Schröder moderierte in gewohnt professioneller Weise die 6. Pouch Konferenz

Kommentar

Natürlich war, angelehnt an das Motto „Ökonomisch und Ökologisch“, das Hauptthema, das sich durch fast alle Präsentationen zog, das neue Verpackungsgesetz und hier vor allem der §4 Abs.2, der sich auf die Recyclingfähigkeit von Verpackungen bezieht. In diesem Zusammenhang sind als besonderes Highlight die Vorträge von Interseroh (Entsorgungsunternehmen) und wieder einmal von Werner & Mertz (Marke Frosch) zu nennen.

Interseroh hat erstmalig ihr Bewertungssystem zur Beurteilung von Recyclingfähigkeit von Verpackungen vorgestellt, das bei einigen Teilnehmern zu „Schnappatmung“ führte. Denn das Bewertungssystem zeigt deutlich, dass große Bereiche der flexiblen Verpackungen, insbesondere Verbundfolien und auch alle metallisierten Folien, die derzeit bspw. für Chips eingesetzt werden, als „nicht recyclingfähig“ eingestuft werden und dementsprechend höher in den Entsorgungskosten eingestuft werden. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass vielen Produzenten die Konsequenz des neuen Verpackungsgesetzes erst jetzt bewusst wird.

 

Es geht doch! Das ist vor allem eine Frage der Haltung

 

Das Unternehmen Werner & Mertz mit der Marke Frosch, ist der Branche da schon um Jahre voraus. Die innovative Verpackungsabteilung hat in den letzten Jahren neben der Entwicklung von starren Flaschen aus bis zu 100% post consumer recyclaten, jetzt auch eine Lösung für einen recyclierbaren Beutel vorgelegt.

In Zusammenarbeit mit dem DSD (Duales System Deutschland) und dem IVV (Fraunhofer Institut für Verpackung und Verfahrenstechnik) ist es gelungen, einen vollständig recycelbaren Standbodenbeutel aus einem Monomaterial (Polyethylen) mit abnehmbarer Banderole zu entwickeln.

Ein schönes Beispiel dafür, dass es durchaus möglich ist, Verpackungen in Kreisläufen zu entwickeln.

Umso beschämender ist die Erkenntnis, dass die produzierende Industrie, statt proaktiv Innovationen voranzutreiben, Lösungen im Sinne von cradle to cradle zu entwickeln und sich der Produktverantwortung -auch für die Verpackung- bewusst zu sein, erst durch ein Gesetz dazu gezwungen werden muss.

Sehr passend war daher auch der Spruch des Tages von Immo Sander, Leiter der Verpackungsentwicklung bei Werner & Mertz: „Nachhaltigkeit ist keine Frage der Kosten, sondern eine Frage der Philosophie!"

 

Dies führte dann auch in den Diskussionen hinsichtlich der Verantwortung der Packmittelindustrie für unsere Umwelt zu heftigen Diskussionen über die eigentlichen Verursacher der Weltmeeresverschmutzung, bis hin zum Aufruf seitens TILISCO: „… Verantwortung zu übernehmen und einfach mal entsprechend zu handeln, denn an Möglichkeiten und Ideen mangelt es nicht.“ Sehr erfreulich war, dass sich beim Mittagessen, mehrere Vertreter von Großkonzernen dieser Meinung anschlossen und erklärten, sich dieser Verantwortung gerne zu stellen. Uns allen ist bewusst, dass es ganz ohne Verpackung, im Sinne des Produktschutzes und des Verbraucherschutzes nicht geht, nur muss es gelingen, die richtige Balance zu finden und das Thema Recyclingfähigkeit von Verpackungen im Anforderungsprofil deutlich weiter oben anzusiedeln.

 

Unwahrheiten über Recyclingfähigkeit als Marketingvorteil

 

Das muss man sich erstmal trauen: dem Fachpublikum einen Papier/PET - Verbund Beutel als Produkt aus 100% nachwachsenden Rohstoffen anzupreisen und sich auch noch mit dessen Recyclingfähigkeit zu brüsten. Das Startup Yummypack wurde hierzu zum Glück gleich von einem Interseroh Mitarbeiter hinsichtlich der Unwahrheit dieser Aussage aufgeklärt.

Ärgerlich ist nur, dass die Kunden z.B. Markenartikler, Abfüller, Produzenten und vor allem Verbraucher diese Fachkompetenz nicht haben und mit solchen Falschaussagen schlicht belogen werden. Spätestens bei der Einordnung in den Lizenzentgelten kann es dann das böse Erwachen geben. Hoffentlich nimmt Yummypack die fachlichen Hinweise so ernst, um diese Unwahrheiten nicht länger als Verkaufsargument für sein Produkt zu nutzen.

 

In ähnlicher Weise verantwortungslos verlief auch die Präsentation der Firma Schur, die zwar ein technisch sehr cleveres System vorstellten, aber die Produktbeispiele genau aus dem Bereich wählten, was die Verbraucher und mittlerweile ja auch der Handel nicht mehr wollen: 2 Kiwi in einem Beutel, eine geringe Menge unverarbeitete Kartoffeln im Beutel oder eine halbe Avocado einzeln verpackt.

Das fällt in die Kategorie #pointlesspackaging, hier bekommen auch Verpackungsliebhaber das Gruseln.

 

Aber wir stehen ja auch erst am Anfang eines sicher noch länger währenden Prozesses des Umdenkens und der Verhaltensänderungen. Hierbei spielen übrigens die Grundeinstellung, also die Haltung (s.o.) der Markenartikler eine zentral wichtige Rolle, auch das Marketing und die Produktmanager müssen umdenken und lernen, ein Produkt vom Anfang bis zum Ende und darüber hinaus zu betrachten.

 

Eine ebenso zentrale Rolle spielen bei der Entwicklung von neuen Lösungen übrigens vor allem die Klein- und Mittelständler. Und so ist es nicht überraschend, dass es nur zwei ausgesprochene Fachleute sind, die es geschafft haben, einen vollrecyclingfähigen Monopouch mit Barriere zu entwickeln. Henno Hensen und Klaus Renz präsentierten zum Abschluss der Konferenz diese Innovation.

Jetzt braucht es mutige Abfüller, die bereit sind, sich der Herausforderung zum Einsatz von wirklich nachhaltigen Verpackungen zu stellen.

 

Schon jetzt darf man gespannt sein, was auf der 7. Pouch Konferenz 2020 an richtungsweisenden Lösungen präsentiert wird.

 

TILISCO GmbH ist ein 2008 gegründetes Ingenieurbüro, das sich auf Verpackungsmanagement spezialisiert hat. Entlang der Wertschöpfungskette können Optimierungspotentiale z.B. durch Überprüfung der eingesetzten Verpackungen und Lieferanten oder Änderungen der Verpackungskonstruktion gehoben werden. Die TILISCO GmbH bietet diese Dienstleistungen als klassische Beratung oder im Interim-Management an. In der Regel wird unsere Arbeit durch die erzielten Ersparnisse finanziert, das bedeutet kein Risiko für unsere meist klein- und mittelständischen Kunden.

© Innoform Coaching GbR
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Hohe Flexibilität, gutes Design und geringe Kosten, wenn jetzt auch noch Recyclingfähigkeit, also der Einsatz von Monomaterialien hinzukommt, ist der Beutel eine ideale Lösung.